Mein bewegender Besuch in Myanmar
Liebe Freundinnen und Freunde der SANNI Foundation
In dieser Ausgabe unseres Newsletters möchte ich Ihnen von meinem letzten Besuch in Myanmar berichten und die Fortschritte unserer Hilfsprojekte nach dem verheerenden Erdbeben vom 28. März 2025 teilen.
Seit 2012 reise ich mindestens einmal jährlich nach Myanmar, um unsere Projekte vor Ort zu unterstützen und die Verwendung der Mittel zu prüfen. Mein letzter Besuch stand jedoch im Schatten eines tragischen Ereignisses – dem stärksten Erdbeben, das die Region je erlebt hat.
Dank unserer langjährigen Partnerschaften mit erfahrenen Organisationen vor Ort konnten wir sehr schnell und unbürokratisch reagieren. Unsere Partner waren unverzüglich im Einsatz, um den betroffenen Menschen erste Hilfe zu leisten. Diese schnelle Reaktion war entscheidend, um in der Katastrophensituation sofortige Unterstützung zu bieten.
Ich möchte an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an Sie alle aussprechen. Ihre grosszügigen Spenden haben es uns ermöglicht, sofort zu handeln und den betroffenen Menschen zu helfen. Ihre Unterstützung ist von unschätzbarem Wert und zeigt, wie viel Solidarität und Hilfsbereitschaft in unserer Gemeinschaft steckt.
Obwohl die Soforthilfe bereits geleistet wurde, ist uns bewusst, dass der Wiederaufbau und die langfristige Unterstützung Jahre in Anspruch nehmen werden. Wir setzen uns dafür ein, den Menschen in Myanmar zu helfen, um ein – soweit möglich – sicheres und lebenswertes Leben zu führen.
Bei Fragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne per E-Mail unter office@sanni-foundation.ch oder telefonisch unter +41 79 849 74 75 zur Verfügung.
Mein bewegender Besuch in Myanmar
Die WhatsApp-Nachrichten strömten in grosser Zahl auf mein Telefon: „Geht es Dir gut? Bist du sicher, Susanne? Wo hast du das Erdbeben erlebt?“ Zu diesem Zeitpunkt war ich ausserhalb von Bangkok und wusste nicht, worum es ging. In den Nachrichten war jedoch sofort von dem starken Beben der Stärke 7,7 die Rede, das Mandalay, die zweitgrösste Stadt Myanmars, erschütterte. Die Zahl der Todesopfer war noch unklar, inzwischen wird von mindestens 4.000 Toten und zehntausenden Obdachlosen gesprochen.
Ich erkundigte mich sofort nach dem Wohlergehen unserer Partner in Myanmar. Glücklicherweise hatten sie keine baulichen Schäden und alle Mitarbeiter waren unversehrt, doch viele hatten Angehörige verloren. Solche Nachrichten sind immer erschütternd. Ebenso schnell kam von ihnen die Bitte: «Please visit us anyway!». Mein Besuch sollte den Menschen vor Ort Mut machen, besonders in einem Land, das mittlerweile von dem Rest der Welt als vergessen gilt.
Susanne Schroff mit Dr. Thawda, die für alle Kliniken verantwortlich ist
Trotz der jüngsten Berichte über Gefahren für Touristen trat ich meine Reise an. In Yangon angekommen, waren keine Schäden sichtbar, doch die Bilder und Berichte über die Zerstörungen in Mandalay und Umgebung erreichten mich von allen Seiten.
Meine Besuche vor Ort dienen dazu, die Verwendung unserer Mittel zu überprüfen und die Fortschritte zu sehen, die wir gemeinsam erzielt haben. Gleichzeitig zeigen wir den Menschen unsere Unterstützung und Solidarität. Es berührt mich immer wieder, junge Menschen zu treffen, die dank unserer Hilfe eine Zukunft haben. So traf ich drei selbstbewusste Frauen, die nach 10 Jahren Unterstützung Krankenschwestern und IT-Mitarbeiterinnen geworden sind.
Diese Mädchen wurden über Jahre durch unser Patenschaftsprogramm unterstützt – nun gehen sie ihren Weg eigenständig und gestärkt.
Das Thema Erdbeben war omnipräsent. Eine Ärztin, die aus Mandalay zurückgekehrt war, berichtete von traumatischen Erlebnissen. Bei einem Erdbeben sind die ersten 72 Stunden prekär. Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es noch die Möglichkeit, Überlebende zu finden. Von daher ist die Panik unter den Angehörigen verständlich. Das Bergen von Leichen und der damit verbundene Geruch muss grausam sein. Zudem übernachteten tausende von Menschen im Freien, da die Nachbeben noch immer anhielten und die Bewohner nicht in ihre Häuser zurückkehren wollten. Zudem hatte ein starker Sturm mit Regen eingesetzt.
Am nächsten Tag besuchte ich unsere Lotus-Klinik, die wir 2014 mit einem Partner gebaut hatten und seither unterstützen. Diese Tagesklinik behandelt mittlerweile über 42.000 Patienten pro Jahr. Der Warteraum ist voll; Es freut mich zu sehen, wie gut die Klinik in Schuss ist und wie gut sie funktioniert. In der Umgebung von Yangon, insbesondere im Randgebiet Hlaingthaya, hat sich die Armut verstärkt. Die Menschen, vor allem die Kinder, zeigen Interesse an mir, suchen teilweise das Gespräch, was mich trotz der bedrückenden Atmosphäre glücklich macht.
In unserem «Motherhouse» einer Oase des Wohlbefindens, leben 12 Kinder, die niemandem in ihrem Leben haben, der sich ums sie kümmern kann. Die Kinder haben, wie jedes Jahr, sich sehr hübsch angezogen. Sie freuen sich ebenfalls darüber, mir kleine Vorführungen zu zeigen, die sie für meinen Besuch vorbereitet haben. Momente wie diese lassen mich spüren, warum ich mich für die armen in diesem wunderbaren Land einsetze!
Die Kinder im Motherhouse freuen sich auf das Neujahrsfest „Thingyan“
Das Neujahrsfest Thingyan, auch als Wasserfest bekannt, steht vor der Tür. Aufgrund der jüngsten Tragödien konnte es dieses Jahr in Myanmar jedoch nicht gefeiert werden. Trotzdem haben wir mit den Kindern im Kinderheim mit Wasserpistolen gespielt, was bei den Temperaturen über 40°C eine willkommene Erfrischung war. Ihr Lachen und ihre Freude haben mich sehr berührt.
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit sind die Patenschaften für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen. Aktuell unterstützen wir 520 Kinder und ihre Familien mit medizinischer Versorgung, Lebensmitteln und Bildung. Dieses Jahr haben wir einen Ausflug zur prächtigen Shwedagon-Pagode organisiert, die früher ein beliebter Anziehungspunkt für Touristen war, nun fast leer und nur von Einheimischen aufgesucht wird. Auch der Scott Market, der einst lebhaft war, ist jetzt nahezu menschenleer. Es ist mir unverständlich, wie die Menschen dort ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Besuch der Pagode mit den Kindern
Nach dem Besuch der Pagode gingen wir in einen nahegelegenen Park, um dort ein Picknick zu veranstalten und Spiele zu spielen. Während des Ausflugs hatten die Kinder viel Spass, doch ich konnte auch die Spuren des jahrelangen Elends bei ihnen erkennen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie diszipliniert sie sich den Anweisungen unseres Personals widmen. Für viele dieser Kinder sind unsere Ausflüge die einzige Gelegenheit, ihr Slumgebiet zu verlassen und ein klein wenig in eine andere Welt einzutauchen. Diese Erlebnisse zeigen mir erneut, wie wichtig unsere Unterstützung für die Kinder ist und wie sehr wir dazu beitragen können, ihre Lebensumstände erheblich zu verbessern.
Nach diesen bewegenden Ereignissen reise ich mit gemischten Gefühlen ab: Zum einen tut es mir weh, dieses Land mit seinen wunderbaren Menschen mit immerwährenden Rückschlägen und Katastrophen konfrontiert zu sehen. Zum anderen bin ich froh, nach Myanmar gereist zu sein und den Menschen unsere Solidarität gezeigt zu haben. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass die Hilfe von SANNI Foundation gezielt ankommt und dringender denn je benötigt wird.
Update zur Nothilfe nach dem Erdbeben
Seit dem verheerenden Erdbeben in Myanmar arbeitet das Team vor Ort unermüdlich daran, den dringendsten Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung zu begegnen. Gemeinsam mit lokalen Partnern haben wir derzeit eine Gruppe von 62 Mitarbeitern, darunter 14 Ärzte, die sich alle freiwillig gemeldet haben, um in der am stärksten betroffenen Region mit lokalen Organisationen zu arbeiten. Diese Gruppen arbeiten in 18 Teams an verschiedenen Orten, an denen wir die größten Zerstörungen und Bedürfnisse festgestellt haben.
- 23.524 Menschen wurden mit Nahrungsmitteln wie Reis und Speiseöl versorgt.
- 2.895 medizinische Konsultationen wurden durchgeführt, darunter mehrere Notfallverlegungen.
- 13 Toilettenanlagen wurden in drei Regionen gebaut – u. a. in Sagaing und Tada-O – mit gesicherter Reinigung und Wasserversorgung.
- Zwei mobile Wasserfiltersysteme reinigen bis zu 32.000 Liter Wasser pro Tag; das Trinkwasser wird über Tanklaster zu den Camps gebracht.
- 29 allgemeine und 5 saubere Wassertanks sichern die Versorgung in sieben Camps.
- 617 Haushalte erhielten persönliche Hilfsgüter wie Decken, Kochgeschirr und Hygieneartikel