Besuchsbericht Maximilian Schroff, Indien – Juni 2024

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Mit mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern ist Indien nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Welt, sondern auch die fünftgrößte Volkswirtschaft.

Eine boomende digitale Wirtschaft, ein ehrgeiziges Weltraumprogramm und eine stark wachsende Zahl an Milliardären stehen in krassem Gegensatz zu veralteten Industrieanlagen, der weltweit höchsten Zahl extrem armer Menschen und einer Bevölkerung, bei der fast jeder zweite Erwerbstätige in der Landwirtschaft tätig ist.

Erfreulicherweise zeigt der Index der mehrdimensionalen Armut (englisch Multidimensional Poverty Index, abgekürzt MPI) von 2023, dass der Anteil der armen Menschen in Indien zwischen 2005 und 2021 von 55 auf etwa 16 Prozent gesunken ist, obwohl im gleichen Zeitraum die Bevölkerung immens gewachsen ist. Zu dieser positiven Entwicklung hat auch die SANNI Foundation mit ihren vielen Unterstützer beigetragen.

Durch die langjährige Zusammenarbeit mit der SANNI Foundation hat sich St. John’s (Trivandrum, Indien) in den letzten 30 Jahren zu einer professionellen Organisation entwickelt und beherbergt heute in dem sog. Medical Centre nicht nur ein sich finanziell selbstragendes Allgemeinkrankenhaus, wo täglich bis zu 300 Behandlungen durchgeführt werden, sondern auch viele weitere Einrichtungen, wie z.B. ein Leprakrankenhaus, Ausbildungszentren und ein Zuhause für einige unserer Patenkinder.

Nachdem ich 2015 das erste Mal nach Indien gereist bin, war ich nun wieder dort. Damals verbrachte ich einen Monat in St. John’s in Kerala, um das Team um Fr. Jose persönlich kennenzulernen, die laufenden Projekte zu besichtigen und mit den geförderten Kindern in direkten Kontakt zu treten. Diese prägende Erfahrung hat mich dazu motiviert, mich verstärkt im philanthropischen Bereich zu engagieren.

Trotz der positiven Entwicklung leben immer noch etwa 170 Millionen Menschen in Indien in absoluter Armut und müssen mit weniger als 2,15 US-Dollar pro Tag auskommen. Daher haben wir mit Unterstützung von Fr. Jose neue Projektpartner in Delhi gesucht und gefunden, um durch langfristige Unterstützung den Menschen zu helfen, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen und unabhängig von externer Hilfe zu werden.

Wir sind überzeugt, dass Bildung in Verbindung mit Stärkung von Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl die zentralen Elemente für nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung sind. Deshalb sorgen wir uns auch in Delhi für die notwendige Grundversorgung und Bildung von Kindern und Jugendlichen.

Ich war ab Mitte Juni für fast drei Wochen in Indien und hatte die Gelegenheit, nicht nur das Land, sondern auch unsere zwei neuen Projektpartner besser kennenzulernen.

Humana People to People India

Nach einer informativen Diskussion über die allgemeine Situation in Indien und die Arbeit der Partnerorganisation zeigte mir das Team von Humana, wie unsere Unterstützung direkt der lokalen Gemeinschaft zugutekommt. Unser gemeinsames Ziel ist es, Frauen, die in städtischen Slums leben, zu stärken und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Ein Schlüsselprojekt ist der Nachmittagsunterricht für Mädchen, in dem sie neben Kernfächern wie Mathematik auch wichtige Lebenskompetenzen erlernen, die sie zu Hause aufgrund der ärmlichen Verhältnisse ihrer Familien nicht erwerben können. Wir besuchten die Klasse und unterhielten uns über die Interessen, Wünsche und Sorgen der jungen Frauen. Besonders beeindruckt hat mich, dass viele der Humana-Mitarbeiter selbst aus den Slums stammen und sich hochgearbeitet haben. Ihre persönlichen Erfahrungen und ihr Einfühlungsvermögen sind von unschätzbarem Wert für die Projektarbeit.

Prachodana Social Service Society

Ich besuchte das Berufsbildungszentrum und traf dort die Frauen aus den unternehmerischen Selbsthilfegruppen. Auch mit ihnen sprach ich viel über ihre Sorgen und Ideen, wie man ihre Lebenssituation und die ihrer Familien verbessern könne. Danach besuchte ich c.a. 150 Kinder, die von unseren Programmen profitieren, und verteilte gemeinsam mit dem Prachodana-Team die Unterstützungspakete für den Monat. Schließlich gingen wir noch gemeinsam in das Slum, in dem die meisten der Unterstützungsempfänger leben. Die Hausbesichtigungen der Familien gaben mir einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, denen diese Menschen täglich gegenüberstehen. Für mich ist es unbegreiflich, wie es seien muss, in solchen Verhältnissen aufzuwachsen.

St. John’s Health Services

Wer echte Nächstenliebe erleben möchte, muss Fr. Jose und das gesamte Team in St. John’s besuchen. Wie schon 2015 wurde ich auch dieses Mal herzlich empfangen und verbrachte die Nachmittage mit den Kindern. Vormittags besichtigten wir zahlreiche laufende und abgeschlossene Projekte – von Hühnerställen für einkommensschwache Familien über das Leprakrankenhaus bis hin zum Aufbau eines tribal villages. Ich bin beeindruckt, mit welcher Klarheit und Zielstrebigkeit die Probleme angegangen werden, ohne dabei den Blick auf den einzelnen Menschen als solchen zu verlieren.

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