SANNI News
Liebe Freunde und Freundinnen der SANNI Foundationn
2013 besuchte ich Myanmar zum ersten Mal und habe mich sofort in die Liebenswürdigkeit der Menschen und ihre Kultur verliebt.
Im gleichen Jahr starteten wir mit Dr. Frank Smithius and Dr. NiNi Tun (bzw. ihrer Institution Medical Action Myanmar) unsere Projekte, namentlich das Patenschaftsprogramm für bedürftige Kinder, das Kinderheim und den Bau der Lotusklinik. Durch meine zweimaligen Besuche pro Jahr konnte ich mich in der Folgezeit von der Euphorie im Land und zunehmenden Öffnung überzeugen. Dann folgte allerdings COVID und der Militärputsch im Februar 2021.
Im Februar habe ich Yangon nach einer fast 3-jährigen Pause wieder besucht. Es war grossartig, Frank, Nini, Sieb, Cho und alle anderen Mitarbeiter wiederzusehen und die Kontinuität des Projektes zu beobachten. Es fühlte sich eigentlich alles sehr vertraut an, in mancherlei Hinsicht aber doch ganz anders! Lesen Sie in diesem Newsletter meinen Besuchsbericht – und gerne möchte ich Sie ausserdem auf folgende Daten hinweisen:
Im April kommt Father Jose aus Kerala, der seit über 20 Jahren unsere Projekte in Indien leitet, in die Schweiz. Am 26. April wird er an einem Informationsabend über unsere Aktivitäten in Indien berichten. Darüber hinaus findet am 4. Juni unser «Run/Walk for SANNI» am Greifensee statt.
Herzlichen Dank für Ihre Treue und Unterstützung!
Ihre Susanne Schroff
Mein Besuch in Myanmar
Die Einreise nach Myanmar ist zwar möglich, man benötigt allerdings viele Papiere: Visum, vollständige Impfdokumentation, Nachweis der Krankenversicherung sowie den Abschluss einer zusätzlichen «Myanmar-Versicherung». Auf dem Flug von Bangkok nach Yangon war ich die einzige Nicht-Asiatin.
Die Ankunft verlief dann ziemlich reibungslos. Beim Betrachten meines Schweizer Reisepasses fragte mich der kontrollierende Beamte «Are you a Diplomat?», was ich verneinte – es folgten keine weiteren Fragen. Dennoch ist die Einreise in ein Land, welches von einer die Bevölkerung verachtenden Militärregierung beherrscht wird, sehr aufregend. Vor dem Flugplatz werde ich von Kyaw Thu, dem Fahrer von MAM, und Htet Htet begrüsst. Htet Htet betreut das Patenschaftsprogramm der Kinder für SANNI Foundation. In den letzten drei Jahren, die voller Unruhen in Myanmar waren, fanden bei MAM einige Personalwechsel statt. So sehe ich sie nach unzähligen Zoom-Meetings zum ersten Mal persönlich. «Don’t worry in Myanmar! I will be your Bodyguard» sagt die hübsche und in moderner Kleidung auftretende junge Frau lächelnd zu mir. Na dann!
Wir fahren zunächst zum Hotel. Was hat sich verändert? Etwas weniger Verkehr, kaum Taxis, keine Ausländer geschweige denn Touristen, eine mitternächtliche Ausgangssperre weshalb ab 22 Uhr alles geschlossen ist.
Die Wahl des Hotels war einfach, da die meisten Hotels geschlossen sind. So auch das seit 121 Jahren bestehende legendäre Strand Hotel, welches eines der luxuriösesten Hotels während der englischen Kolonialzeit war und erst vor ein paar Jahren von Grund auf renoviert wurde. Ebenso das Rosewood Hotel, ein mit sehr teuren und edlen Materialien erst vor einigen Jahren gebauten Luxushotel, in welchem wir bei unserem letzten Besuch im November 2019 ein fantastisches Dinner hatten. Beim Gedanken an die letzten Besuche werde ich etwas wehmütig, da ich mich an die Euphorie, den zu beobachtenden Fortschritt und die zunehmende Öffnung des Landes erinnere. Bei jeder Reise begleiteten mich jedes Mal viele Freunde, die Stiftungsräte und Sponsoren und wir freuten uns über die herzlichen Menschen und über das, was wir hier bewirken können.
Bei der Fahrt bin ich erstaunt, wie wenig Veränderungen ich in der Stadt auf den ersten Blick bemerke. Allerdings trügt der Schein, denn das Leben in Myanmar ist wesentlich gefährlicher geworden. Auf den Strassen halten sich nur wenige Soldaten und Polizisten auf, da diese von der Bevölkerung bedroht werden. Auf Grund dessen finden Raubüberfälle auf Busse und Hauseinbrüche häufiger statt. Auch hat die Zahl der körperlichen und sexuellen Übergriffe mangels einer arbeitsfähigen Verfolgungsbehörde stark zugenommen. Zu all dem entliess die Militärregierung tausende von Gefängnisinsassen, die schwere Verbrechen begangen haben, um Platz für politische Insassen zu schaffen. So wurde erst vor wenigen Monaten die inzwischen 78-jährige Nationalikone des Landes, Aung San Suu Kyi, wegen absurder Vorwürfe zu nun insgesamt 33 Jahren Gefängnis verurteilt.
Das erhöhte Sicherheitsrisiko ist sicherlich ein Grund, wieso selbst der für mich so «magische» Platz der Shwedagon pagode fast ohne Besucher und völlig ohne Touristen ist. Htet Htet berichtet mir, dass grosse Teile der Bevölkerung Plätze wie diesen aus Protest gegen die Regierung meiden. Allerdings wird das nicht mehr konsequent durchgehalten – «Life has to go on» meint sie etwas melancholisch. Weiter erzählt sie, dass das Bildungswesen so gut wie zum Erliegen gekommen ist, insbesondere für Teenager im Universitätsalter. Grosse Teile der Bevölkerung weigern sich immer noch, ihre Kinder in die Schule zu schicken, da sie «keine militärische Bildung» für ihre Kinder möchten.
Die Arbeit von SANNI und MAM
Aktuell befindet sich die landesweite medizinische Versorgung in einem desaströsen Zustand. Die staatlichen Krankenhäuser sind wegen der anhaltenden Streiks der Angestellten geschlossen. Nur die teuren privaten funktionieren, die natürlich nur der reichen Bevölkerungsschicht zur Verfügung stehen. Die Militärs können auch jederzeit ins benachbarte Thailand fliegen.
Deswegen ist die Arbeit von MAM umso wichtiger!
Die meisten Hilfsorganisationen haben sich aus dem Land zurückgezogen. Bei meiner ersten Besprechung mit Dr. Frank und Dr. NiNi (die Gründer der Organisation), Dr. Cho (die medizinische Direktorin) und Sieb (der CFO und Finanzdirektor) lassen wir die letzten 3 Jahre Revue passieren.
Zunächst bin ich begeistert über ihre Aufopferungsbereitschaft in dieser schwierigen Zeit. Obwohl bedauerlicherweise einige Mitarbeiter, die in entlegene Gebiete reisen, in denen heftige Kämpfe stattfinden, ermordet wurden, blieb das hervorragend ausgebildete Personal von MAM die gesamte Zeit in Myanmar. Beispielsweise zieht Sieb, der Niederländer ist, seine zwei Töchter gemeinsam mit seiner ebenfalls aus der Niederlande stammenden Frau trotz der widrigen Umstände in Yangon weiter auf. Auch Frank und NiNi blieben vor Ort, obwohl die Situation für sie teilweise bedrohlich wurde. So wurde NiNi vor einigen Monaten massiv von der Opposition bedroht, da ein Artikel voller Fehlinformationen auf sozialen Medien erschien.
Darüber hinaus muss vor allem NiNi, die als burmesische Gründerin und Direktorin von MAM die offizielle Vertreterin ist, ständig zwischen den Militärs und der Opposition jonglieren. Die Militärs haben ein neues Registrierungsgesetz eingeführt, um NGOs zu kontrollieren. Es verbietet unter anderem den Kontakt zu oppositionellen Gruppen. Diese wiederum argumentieren, dass NGOs nicht mit dem Militärregime in Kontakt treten sollten. Dies bringt die NGOs in eine sehr schwierige Position, da einige Gebiete unter der Kontrolle des Militärs und andere unter der Kontrolle der Opposition stehen. Aber um die Menschen zu erreichen, brauchen sie Zugang. So ist es in beiden Gebieten erforderlich, Kontakt mit dem jeweiligen Machthaber des Gebiets aufzunehmen, um die Sicherheit des Personals und der Patienten zu gewährleisten.
Motherhouse
Bei der 1,5-stündigen Fahrt am nächsten Tag in den Township Hlaingthayar, wo unsere Aktivitäten hauptsächlich stattfinden, sind erste Militärblockaden hinter Sandsäcken sichtbar. Die Gegend verändert sich und die Spuren der Armut in der Bevölkerung werden sichtbar. Umso erfreulicher ist die Ankunft in unserem «Motherhouse», dem Kinderheim, welches im Moment 14 Kinder betreut. Das Haus ist beabsichtigter Weise klein gehalten und trägt den Namen Motherhouse, da die Kinder sehr persönlich durch zwei Sozialarbeiterinnen betreut werden, die liebevoll «Mothers» genannt werden. Die Kinder freuen sich über unseren Besuch und begrüssten uns in verschiedenen Kostümen der Stämme Myanmars. Nach einem kurzen Rundgang führten die Kinder einige Tänze vor, was immer wieder rührend ist. Ein Highlight war auch das Treffen von vier Jugendlichen, die aus unserem Patenschaftsprogramm bald entlassen werden, da sie eine Berufsausbildung angefangen haben und wir ihnen bei der Hilfe nach einem Job behilflich sein werden. Wir unterstützen im Moment 500 Kinder, die medizinische, psychologische, schulische Betreuung sowie Nahrung für die gesamte Familie erhalten.
Das ganze Haus mit einem wunderschönen Innengarten ist sehr gepflegt und in einem vorbildlichen Zustand, was mich natürlich ebenfalls freut!
Lotus Klinik
Danach besuchten wir verschiedene Kliniken, unter anderem die von uns 2014 gebaute Lotusklinik.
Es ist eine beeindruckende Klinik mit einer schönen Atmosphäre und vielen Pflanzen. Das Personal ist vollständig mit Ärzten besetzt und die junge Leiterin der Klinik beeindruckte mich besonders. Neben der Professionalität der Organisation und der grossen Hilfe, die sie mit ihren 1,45 Mio. Konsultationen im gesamten Land an der Bevölkerung leisten, bin ich immer wieder von der Menschlichkeit aller Angestellten beeindruckt!
Auch das den ereignisreichen Tag abschliessende Abendessen mit dem engsten Team war wieder einmal sehr interessant. Die Geschichten berühren oft – sie haben auch viel Freude an ihrer Arbeit und man spürt den besonderen Zusammenhalt.
Bin ich froh, wieder in Myanmar gewesen zu sein?
Diese Frage kann ich mit einem ABSOLUT beantworten! Sieb meinte im Nachhinein, mein Besuch wäre ein grosser «Motivationsboost» für die Mitarbeiter. Und ich habe einmal wieder festgestellt, dass alle Videocalls der Welt ein persönliches Zusammensein nicht ersetzen können.
Wie geht es weiter?
In der nächsten Zukunft ist eine Entspannung der Situation leider nicht ersichtlich. Die Motivation der Mitarbeiter von MAM ist ungebrochen. Die Bevölkerung braucht unsere Hilfe mehr denn je! Wir sind durchaus dankbar, dass MAM ihre Aktivitäten nicht nur beibehalten, sondern ausbauen wird.
Wie können Sie helfen?
Wir sind über jede Zuwendung dankbar: Für die Lotus Klinik, unser «Motherhouse», das Patenschaftsprogramm für Kinder (eine persönliche Patenschaft kostet 360.- CHF bzw 300.- Euro pro Jahr). Ebenfalls freuen wir uns über Zuwendungen in unseren «Kinderfond», aus dem wir zusätzliche Unterstützung für Kinder finanzieren. Oder: Sie empfehlen uns weiter!
Auf jeden Fall hoffe ich, dass mich bei meiner nächsten Reise wieder viele Freunde der Stiftung begleiten können!
SAVE THE DATE
Am 26. April sind wir am Abend zu Gast bei unserer stellvertretenden Vorsitzenden der SANNI Foundation, Corinne Fischer. In ihrer Weinhandlung HOFER wird Father Jose, der langjährige Leiter unserer Projekte in Indien, über unsere Aktivitäten dort berichten.
RUN/WALK FOR SANNI
Nutzen Sie den Frühling, um fit zu werden und gleichzeitig etwas Gutes zu tun: Nehmen Sie am diesjährigen Event am Greifensee am 4. Juni 2023 teil und unterstützen sie damit die Kinder in Myanmar. Für beide Anlässe folgen Einladungen, mehr Informationen unter office@sanni-foundation.ch