Besuchsbericht von Maria Mödder
Eines Morgens im Januar dieses Jahres war mein Plan Bewerbungen an deutsche Schulen zu schreiben. Stattdessen habe ich spontan nach Alternativen im Ausland gegoogelt. Schliesslich habe ich die Sanni Foundation gefunden und eine E-Mail an Susanne Schroff geschrieben, ich habe sofort am Tag darauf einen Anruf bekommen. Drei Monate später sass ich in einem Flug Richtung Trivandrum, welches im Süden Indiens liegt. Der Anfang von zwei Monaten voll mit wunderschönen Erfahrungen mit vielen herzerwärmenden, offenen und motivierten Menschen.
Meine Aufgabe in St.John´s war es den Kindern Englisch beizubringen und Sport und Spiele für sie zu organisieren. Es hat nicht lange gedauert bis ich ein Teil des Teams von Father Jose, welches aus Priestern, Nonnen, Lehrern, Ärzten, Sozialarbeitern und anderen Mitarbeitern. Ich habe mich sehr schnell heimisch gefühlt, da die Kinder nicht schüchtern waren und auch immer motiviert waren, egal was wir gemacht haben. Ich war überrascht wie selbstsicher, kreativ, gut organisiert und hilfreich sind. Es sind ca 30 Schüler zwischen 6 und 18 Jahren, welche Aufgrund ihrer HIV-Erkrankungen in St.John´s leben. Hier bekommen sie medizinische Hilfe und eine Ausbildung von verschiedenen Lehrern in kleinen Gruppen. Wenn man nichts von ihrer Erkrankung wüssten, würde es man niemals denken, da sie so viel Energie und Freude haben – sie rennen, tanzen und spielen den ganzen Tag. Aber ihr Immunsystem ist sehr schwach, daher kann eine normale Grippe lebensgefährlich sein kann. Ihnen wird von Medizinern und Sozialarbeitern gesagt wie sie mit ihrer Krankheit umgehen müssen.
Ich habe zwei Englischgruppen jeden Tag gehabt, Juniors und Seniors. Es hat etwas gedauert um all die indischen Namen zu lernen und herauszufinden aus welchem Wissenstand sie sind. Umso besser ich sie kennenlernte, desto einfacher war passende Übungen und Spiele zu finden. Eine der Schülerinnen konnte nicht lesen, also habe ich es ihr am Abend beigebracht. Der Unterricht hat mir wirklich sehr viel Spass gemacht, alle haben sich sehr angestrengt und haben in den zwei Monaten sehr viel gelernt. Besonders im Juni, als das Schuljahr begonnen hat und alle Schüler versucht haben Englisch zu sprechen, sogar während des Essens und am Abend. Father Jose hat eine „Sprich Englisch!“- Regel eigeführt. Sie müssen wissen, dass die Muttersprach Malayalam sehr unterschiedlich im Verhältnis zur englischen Sprache ist. Sie haben eine andere Grammatik und ein komplett anderes Alphabet, was es noch deutlich schwieriger macht Englisch zu sprechen und zu lesen.
In der Freizeit haben wir Gruppen- und Kartenspiele gespielt, ebenso haben wir viel Sport gemacht und englische Filme geschaut. Im Mai hatten die Kinder Ferien, demnach hatten wir sehr viel Zeit dafür, Kinder aus der Nachbarschaft, die im Sommercamp in St.John´s waren, haben mitgemacht. Wir hatten zwei Highlights: Ein Ausflug zu „Magic Planet“ (ein Themenpark mit Zauberern und Artisten) und ein Bollywood-Film in einem grossen Kino. Der Film dauerte drei Stunden!!! Ich habe es wirklich genossen den Schüler das Spiel „Kubb“ beizubringen, ein westliches Spiel, welches im Park gespielt wird. Ein Schreiner hat die benötigten Spielutensilien für uns angefertigt, den Kindern hat das Spiel sehr viel Spass gemacht. Normalerweise machen Jungs und Mädchen nachmittags separat voneinander Sport. Die Jungs spielen Fussball oder Cricket und die Mädchen Badminton. Kubb haben sie zusammen gespielt.
Ich habe ihnen auch ein wenig deutsche Kultur beigebracht, wir hatten eine Präsentation über Deutschland und haben danach „Kölschen Karneval“ gefeiert. Wir haben unsere Gesichter bemalt und uns rote Nasen angezogen, dazu haben wir „kölsch“ Musik gehört. Um in Kontakt zu bleiben, haben wir Briefe an meine nächsten Schüler in Deutschland geschickt. Diesen Sommer werde ich dort Lehrerin und möchte mit meinen Schüler aus Deutschland und Indien Brieffreundschaften aufbauen.
Nicht nur ich habe den Kindern etwas beigebracht, auch sie haben mir sehr viel über ihre Kultur und mir Malayalam beigebracht. Ich durfte bei sehr vielen Sachen mitmachen, so konnte ich sehr viel und sehr scharfes Essen kennenlernen, ebenso habe ich toll gefunden täglich Yoga am Morgen zu machen, aber ich habe auch einen indischen Tanz gelernt und wie man einen Saree trägt. Genauso wurde ich auch mit Henna („Mehendi“) bemalt und habe einen älteren Schüler, Chandhu, dabei zugeschaut wie er einen Kokosnussbaum hinauf kletterte. Aber die grösste Ehre war, dass ich zu einer Hochzeit eingeladen wurde.
Die Sanni Foundation hilft nicht nur den Kindern in St.John´s, sondern auch einer Pilzplantage und einer Gruppe von Frauen, welche Schmuck machen und diesen nach Indien und Europa verkaufen. Ich habe auch den Frauen geholfen und wir haben zusammen Armbänder und Ketten gemacht. Ich hatte einen wundervollen Tag mit den Frauen, wir haben bei der Herstellung von dem Schmuck indische Lieder und Queen gesungen.
Im Juni habe ich das Zuhause der Jungs für wenige Tage besucht. Dort habe ich 20 Jungs im Alter von 10 bis 15 Jahren unterrichtet. An einem Abend hatten wir ein tolles Fussballspiel zwischen St.John´s und dem Heim der Jungen.
Father Jose hat mir genug Freizeit gegeben, damit ich Trivandrum und den Strand in der Nähe besuchen kann. Er hat mir auch einen Ausflüge zur einen Teeplantage in Munnar und zum Cap Comorin, die südlichste Stelle Indiens, organisiert. Die Stadt Kerala ist eine sehr farbig und voller Kontraste, aber in ihr ist auch immer etwas los.
Am beeindrucktesten war für mich, wie die keralanischen Menschen mich als Gast behandelt haben (speziell in St.John´s, aber auch an anderen Orten an denen ich war). Sie haben alles gemacht, damit ich mich wohlfühle und haben mir bei allem geholfen. Hiermit möchte ich mich bei der St.John´s Familie für die tolle Zeit, welche voller Ereignisse war, die ich nie vergessen werde. Und einen riesen Dank an die Sanni Foundation, welche mir diese Alles ermöglicht hat.
Zum Glück habe ich damals im Januar keine Bewerbungen geschrieben…
Maria Mödder